Wenn es ernst wird, muß man lügen?
Dieser Spruch stammt nicht von mir – und ganz ehrlich: er könnte es auch gar nicht.
Das Zitat kommt von Jean-Claude Juncker und wurde unter „Junckers beste Zitate“ in Die Presse veröffentlicht. Was da sonst noch so ans Licht kam – puh, mir hat es nicht gefallen, aber ist ja nur meine Meinung. Aber es gibt Trost: Wahrheiten und Leichen schwimmen irgendwann immer nach oben.
Silence is golden – wirklich?
Ich habe da so meine Zweifel. Um ehrlich zu sein: Für mich persönlich ist Schweigen in vielen Fällen gar keine Option. Wer ständig schweigt oder taktiert, nur um gut dazustehen, braucht entweder ein exzellentes Gedächtnis oder ein ziemlich elastisches Gewissen. Und Gedächtnistraining kann man schließlich auch anders betreiben …
Für mich ist es ein Grundprinzip: Ich nehme die gefühlte Wahrheit anderer wertfrei und liebevoll an – auch wenn sie nicht meine ist. Und ich bemühe mich, zu meiner eigenen Wahrheit zu stehen – auch wenn sie unbequem ist. Nicht, weil sie absolut ist, sondern weil sie meine ist. Ehrlich zu reden ist mir allemal lieber als taktisches Schweigen.
Ich spreche hier nicht nur vom Schweigen in zwischenmenschlichen Beziehungen – obwohl auch das seinen Platz hat. Es gibt kaum etwas Traurigeres, als sich einsam zu fühlen, obwohl man nicht allein ist. Auch ich muss mich immer wieder erinnern: Einsamkeit ist kein Dauerzustand – man kann fast immer den ersten Schritt wagen. Selbst dann, wenn man sich innerlich längst zurückgezogen hat.
Was ich wirklich bedauere, sind Menschen, die sich „tot stellen“. Die lieber nichts sagen, als ein ehrliches Wort zu riskieren. Das ist nicht kindisch – denn Kinder sind ehrlich! – es ist entweder Arroganz oder Angst vor der eigenen Verletzlichkeit. Vielleicht auch vor Liebesverlust. Aber: Ein ehrliches Wort ist niemals ein falsches.
Und doch weiß ich: Jeder Mensch braucht seinen eigenen Weg zur Erkenntnis – und seine eigene Zeit. Ich übe mich darin, diese Zeit zu lassen.
Aber jetzt wird’s groß. Großes Schweigen. Große Wahrheiten.
Ich meine das große Schweigen. Das kollektive. Das institutionalisierte. Das politisch verpackte. Oft ist es keine Rücksichtnahme, sondern schlicht: Feigheit. „Man“ traut uns die Wahrheit nicht zu. „Man“ glaubt, wir könnten sie nicht tragen – oder will uns nicht zumuten, darauf zu reagieren. Wer die Wahrheit verschweigt, fürchtet meist die Reaktion, nicht die Wirkung.
Und jetzt stellt euch mal vor: Alles, was bisher hermetisch weggeschlossen wurde, würde auf einmal ans Licht kommen. Kein „vielleicht“. Es passiert gerade – weltweit. Was wir erleben, ist nur das erste Steinchen. Aber das Geröll dahinter? Das rollt bereits.
Gibt es wirklich Wahrheiten, die man besser nicht ausspricht?
Ist es wirklich besser, manches nicht zu sagen? Zu taktieren? Zu beschönigen? Zu schweigen, um nicht zu stören? Oder zu lügen, weil es „eh niemand versteht“? Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?
Und wer entscheidet eigentlich, wann und wie viel Wahrheit wir ertragen können?
„Wird die Wahrheit frisiert, muss sie Haare lassen.“
– Hans Kasper
Wahrheit ist das Einzige, was wirklich trägt. Sie kann uns irritieren. Uns ent-täuschen – was doch nur heißt, dass wir vorher getäuscht waren. Aber sie gibt uns einen echten Boden unter den Füßen. Wer sich der Wahrheit verweigert, lebt auf Standgas. Oder rückwärts.
„Wer Stroh im Kopf hat, muss vor dem Funken der Wahrheit auf der Hut sein.“
– unbekannt
Was, wenn Lügen gar nicht mehr möglich wären?
Stell dir vor, wir wären geistig so weit, dass wir ohnehin spüren, was das Gegenüber denkt. Kein Ausweichen mehr. Keine Masken. Keine doppelten Böden. Klingt anstrengend? Ich finde: Es wäre die ultimative Befreiung! Denn dann müssten wir lernen, ehrlich und liebevoll zugleich zu denken.
Liebevoll heißt dabei nicht: weichgespült. Sondern: wohlwollend. Dem Menschen oder der Situation gegenüber. Offen. Echt. Mutig.
Und wer ehrlich und liebevoll denkt, lebt ehrlich und liebevoll.
Oh, wouldn’t it be loverly – wenn wir nicht mehr überlegen müssten, ob – sondern wüssten, wie.
Ich weiß: Wir werden nicht über Nacht die Welt verändern. Aber jeder Weg beginnt mit einem ersten Gedanken. Und dieser darf ruhig heiter sein.
Gott – oder wie auch immer wir dieses große Ganze nennen – sagt uns die Wahrheit. Immer.
Wer hinhört, erkennt sie:
Die Natur. Unser Körper. Sie haben immer recht.

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